Old School HiFi


Altes HiFi hat seinen ganz eigenen Charme und Reiz. Wer auf den großen Verkaufsplattformen in den letzten Jahren die Preisexplosionen beobachtet hat, weiß das es sich hier um wirklich höchstwertiges HiFi handelt. Gerade in den Jahren von Mitte der 70er bis Anfang der 80er, wurde das Beste vom Besten an Bauteilen verbaut, ohne Rücksicht auf die Preise. Mit den 80ern zog dann immer mehr die automatisierte Massenproduktion ein und somit war das meiste ab da nicht mehr so hochwertig verarbeitet. Die Alten Schätze sind noch so gebaut das sie repariert werden können. Selbst die Bedienungsanleitungen zeigen alle Schaltpläne und auch Einstellvorgaben, teilweise sogar noch Messvorgaben zur Einstellung. Gerade diese Vorteile machen altes Hifi so interessant.


Wer sich mit altem HiFi auseinandersetzt kommt an den riesigen Receivern der 70er Jahre nicht vorbei. Man spricht hier auch vom japanischen Receiver Krieg. Die Japaner wollten im Westen Fuß fassen und zeigen wozu sie in der Lage sind. Auch damals gab es schon ein hochpreisiges Segment und die alten Sansui Receiver waren die Spitze des Eisberges. Auch ich habe mir natürlich in der Kleinanzeigen Bucht einen vermeintlich tollen alten Receiver gekauft. 



Sansui AU-3900


Tja jetzt werden sich hier einige Fragen - was bitte schön soll das? Eine sehr gute Frage wie ich finde. Wer sich im Hobby Hifi befindet, der wird immer auch mal über den Tellerrand schauen und da ist altes Hifi aus den Mitte 70er des letzten Jahrhunderts, ein absolutes "must-have". Wer von Euch sich mit diesem Thema schon mal beschäftigt hat, wird von dem damaligen enoremen technisch kompromisslosen Aufwand der großen japanischen Marken gehört haben hier im Westen damit Fuß zu fassen. Die Preise für diese alten Schätze sind in utopische Höhen geschossen. Viele vermeindliche Überflieger aus dieser Zeit sind schon fast wieder bei ihrem damiligen Neupreis gelandet. Also was ist nun dran an alten Transen Verstärkern und vor allem Receivern, die wie warme Röhrenverstärker klingen sollen und jeden neuen Verstärker der heutigen Zeit auf die Plätze verweisen?

 

Ich habe mich ehrlich gesagt ziemlich lange mit dem Thema schwanger getragen und konnte mir auch nicht wirklich erklären was den nun ausgerechnet um Mitte der 70er so viel besser gemacht wurde, als in der Neuzeit. Der Einstiegspreis sollte für so ein Experiment nun auch nicht gleich astronomische vierstellige Summen betragen und so habe ich mich vor allem im Austausch mit vielen andern Hifi Verrückten, die damit schon Erfahrungen gesammelt haben ausgetauscht. Es war schnell klar, es sollte was sein von der Firma Sansui und weil deren besagte Receiver aus der besagten Ära alle sehr teuer mittlerweile sind, hatte ich ein Auge auf die alten Verstärker geworfen. Bei der Kleinanzeigen Bucht bin ich dann auf einen AU-3900 gestoßen, der mein persönliches maximal Limit von 200€ nicht überschritten hatte. Er sah sehr gepflegt auf den Fotos aus für sein alter. Zwar ist er der kleinste der damaligen AU Verstärker Reihe, aber die größeeren Modell sind dann auch gleich immer expotenzial teurer. Also der alte Sansui kam gut verpackt mit der Post an und als ich ihn ausgepackt und angeschlossen hatte kam die grausame Wirklichkeit. Auf allen Eingängen fiese Brumm und Piepsgeräusche. So hatte ich mir das nicht vorgestellt, der Verkäufer sicherte mir mehrfach zu das er bei ihm Fehlerfrei lief und so musste ich als erstes erkennen, das man fast 45 Jahre altes Hifi nicht mit den Paketdiensten durch die Gegend schmeißen lassen darf. Nach einiger Sucherei hatte ich mehrere Verdächtige kalte Lötstellen ausgemacht und diese quick&dirty einfach mal zuerst alle wieder sauber verlötet, in der Hoffnung den Übertäter so schon erwischt zu haben. Sollte das in die Hose gehen, wäre es nur noch mit Schaltplan und System und einem vollen austausch aller Elkos und sonstigen defekten Teile gegangen.

 

Aber wieder erwarten lief er auf mal wieder und nicht nur das. Er lief wirklich richtig gut, also irre gut und er war ohne Quellen absolut sauber ruhig. Erschreckend wie gut dieser kleine Verstärker, mit nicht mal 2x 25W da spielte. War das Märchen vom tollen Hifi der 70er womöglich wahr? Also ehrlich gesagt ich bin wirklich von den Socken wie diesen Ding klingt und spielt.

 

Der erste Versuch in Sachen altes 70er Hifi war also ein voller Erfolg.

 

Mittlerweile ist der schöne Kleine wieder ausgezogen und bei meinem Sohn in Hamburg eingezogen, wo er regelmäßig genutzt wird. Zeigt sehr schön das man Dinge auch so bauen kann das sie über Generationen hinaus funktioneren.

 






Scott Receiver R75S


Da ich nicht wusste was mich erwartet und weil ich noch keinen alten Monster Receiver gehört hatte, war meine erste Entscheidung ein vermeintlicher Außenseiter, ein SCOTT - R75s. Er war noch verhältnismäßig günstig und hatte trotzdem diesen besonderen Charme der Mitte 70er. Leider war es ein Griff ins Klo. Der vermeintlich fehlerlose Receiver hatte natürlich unzählige Fehler und Baustellen. Aber die enorm gute REPARATURFÄHIGKEIT dieser Dinger, machte es mir möglich den Scott komplett selbst zu revidieren. Eine enorme Hilfe war mir dabei eine deutsche Internetseite die genau diese Revision hervorragend beschreibt. Also Teile bestellt und ab die Wilde Fahrt.

 

Auf den ersten - folgt der zweite Streich.

Nun musste in der selben Preisklasse wie der Sansui Verstärker ein Receiver aus der Zeit her. Wie schon berichtet sind die Preise alle kaputt und so habe ich micht da für einen echten Exoten entschieden, der lange Zeit in der Kleinanzeigen Bucht drin stand. Schönes massives Teil, der Vogel wiegt gewaltig was, aber der sollte sich dann als ein tiefes Groschengrab heraus stellen. Nehmt Euch etwas Zeit diese Story hier dauert länger und sie bringt erheblich wichtige Einsichten in altes Hifi mit sich.

 

Als erstes erfolgte die Bestandsaufnahme via Kopferhörer und da wurde mir schon sofort klar, das Ding ist nur mit erheblich Arbeit noch vorm Schrott zu retten. Es gab eine ziemlich gut wahrnehmbare Balance-Verschiebung, ein absolutes no-go. Zwar konnte man irgendwie mit Hilfe des Balance-Reglers dies versuchen zu kompensieren, aber das ist nicht mein Still. Ausserdem war ich nun Spitzenklasse von dem tadellosen Sansui verwöhnt. Dazu kam ein nerviges Netz-Brumm Geräusch auf allen Eingängen, das selbst bei Signal immer noch wahrnehmbar war. Echter Mist - also was tun? Es gibt genau für diesen Receiver, im Internet von einem deutschen Hifi Fan eine Seite wie er einen solchen Scott R75s restauriert hat. Das ist natürlich mehr als nur hilfreich, dass ist perfekt. Alle Angaben dort zeigten aber auch wie klasse früher solche teuren Teile noch gebaut wurden, nämlich ökologisch für die Ewigkeit weil instandsetzbar. Also alles lässt sich sauber ausbauen, alle Platinen sind nur einseitig gelötet, was den Austausch von Teilen extrem vereinfacht. Es gibt im Netz auch einen dieser alten tollen Schaltpläne des Herstellers in einer Bedienungsanleitung in Englisch, besser geht es doch eigentlich gar nicht. Also ist doch was dran an der guten alten Qualität.

 

Bevor die Hardcoe-Puristen unter Euch Amok laufen, ja ich habe mir den Scott R75s extra deshalb ausgesucht, damit ich auch etwas fein-tuning betreiben kann. Soll heißen kleine Kniffe die sich auch schon in anderen Projekten bewährt haben, kann ich hier ruhigen Gewissen einfließen lassen, weil es kein Sansui 9090 DB Sahenstück ist und man womöglich den Klang ruiniert.

 

Also, als ich angefangen hatte auf der Pre-Amp Platine die Elkos auszulöten und gegen neue Nichicon Fine Music Gold zu tauschen, musste ich erschreckenderweise festetellen das die alten Elektrolyd-Kondensatoren schon soviel des Elektrolyd verloren hatten, dass nun schnell mal der doppelt so hohe Wert auf meinem LCR-Messgerät angezeigt wurde. Es ist also nicht alles Gold was glänzt, wenn man auf so altes Hifi setzt. Da die teuren Nichicon Kondensatoren beim Austausch aller Elkos im Receiver fasst den Kaufpreis überschritten hätten, bin ich pragmatisch zu guten billigen Elkos aus dem Elektronikhandel übergegangen, die Hauptsache die Werte stimmen nun wieder. Schlimmer als das Austauschen der Elkos, war aber das Lautstärke Potentiometer, dass sich nach dem Auslöten als Verursacher des Balance Fehlers heraus stellte. Die Leiterbahnen waren extrem verschließen, was zu einer Werte-Differenz der beiden Ebenen von fast 30 k Ohm des Stereo-Potentiometers geführt hat. Ich nehme mal an, da hat irgendso ein Vollpfosten WD-40 oder ähnliches reingesprüht und das hat dazu geführt das der Schleifer sich in die Kohlbahn eingearbeitet hat. Dummerweise ist dieses Poti ein spezieller Typ mit einem vierten Pin als Loudness-Abgriff. Nicht mehr zu bekommen und so musste ich mir mal wieder was McGyver-mäßiges einfallen lassen um den Scott überhaupt noch nutzen zu können.

 

 





Sansui Receiver 8080 DB


Wer wie ich immer und überall seine Augen hat, dem fallen dann auch mal Dinge in die Hand die man eigentlich gar nicht geplant hatte. Ein richtig fetter Sansui 8080 DB ist das zweit größte Gerät, nach dem gesuchten 9090 DB. Diese Receiver sind mittlerweile in Euro teurer als sie beim Verkauf in DM waren, die Preise steigen und steigen immer weiter. Aber dieser 8080 DB war in Hamburg und sein Besitzer wollte ihn auf gar keinen Fall zu verschicken. Das war meine Möglichkeit endlich einen solchen Schatz zu besitzen und hier auf Herz und Nieren zu testen.

 

Was soll ich schreiben, der extrem gute Ruf den diese Geräte haben, haben sie natürlich nicht ohne Grund. Leistung ist reichlich vorhanden und der Klang ist für einen Transistor-Verstärker wirklich top. Wo ich ja eigentlich ausschließlich zur Röhre tendiere, ist dieser alte Sansui schon sehr nah bei mir. Selbst nur über Kopfhörer wird hier eine Bass Wiedergabe präsentiert die ihres gleichen sucht.

 

Für irgendwann mal steht natürlich auch hier ein Austausch der alten Elkos an. Bisher spielt er einwandfrei, aber das muss natürlich nicht immer so bleiben. Gerne würde ich ihm auch in der Zukunft eines dieser nachgebauten echt Holz Gehäuse gönnen. 

 




Akai GX 600 DB


Kindheitsträume?

So kann man mein neustes Projekt wohl nennen. Ich wollte schon immer eine dieser mächtigen alten Bandmaschinen haben. Als in Mitte der 80er angefangen habe zu arbeiten und selbst Geld verdient habe, war die Ära der großen Tonbandgeräte schon vorbei. Gereizt hat es mich trotzdem immer irgendwie. Einmal eine große REVOX Bandmaschine haben. Wie alles gutes altes HiFi steigen auch die Preise für Bandmaschinen ins astronomische. Gerade die großen Reel-to-Reel Spulen Geräte sind kaum noch zu bezahlen, vor allem wenn Sie schon eine Revision hinter sich haben. Mal wieder über Kleinanzeigen fündig geworden, war so ein Tonbandgerät direkt im Umkreis aufgegeben worden. Also schnell anschreiben und einen Termin zur Besichtigung ausgemacht. Nun der Zustand war eher Bodenfund, aber es war genau die richtige Maschine und warum sollte ich mir nicht auch die Revision eines Tonbandgerätes zutrauen. Alte Schätze sind schließlich noch so gebaut das man sie reparieren kann.

 

Der Preis war eigentlich schon sehr weit aus meinem Rahmen gefallen, zumal das Ding quietschte und kaum ein Ton raus kam. Aber wie heißt es so schön - man(n) wächst an seine Aufgaben ;-) 

 

Als erstes musste dieser neue Schatz erstmal richtig Grund gereinigt werden. Unvorstellbar was sich dort für Ablagerungen auf den Tonköpfen angesammelt hatten. Das selbe war auf der Gummi-Andruckrolle. Dann wurden der Deckel, die Seitenteile und die Rückwand demontiert und das Gerät mit äußerster Vorsicht und gedrosselt mit Pressluft gereinigt. Auch habe ich natürlich die vier Cinch-Buchsen vernünftig gereinigt und versucht wieder zu polieren. 

 

Danach ging es zu einer Bestandsaufnahme was alles nicht in Ordnung war. 

  • In leisen Passagen oder Pausen war ein Grund-Rauschen zu hören
  • Der Lautstärkeregler hatte leichte Knister-Geräusche beim verstellen
  • Das zurück Spulen ging nicht immer, ohne das man mit der Hand nachgeholfen hat und Anschwung geben musste.
  • Wie bei vielen GX-Modellen war auch bei mir die Tastenbeleuchtung für Dolby und SOS ausgefallen und zeigte die Funktion nicht mehr an
  • Zudem muss man Bandmaschinen meist neu Einmessen, was nur mit den richtigen Messgeräten vom Fachmann gemacht werden kann

Das die letzten 45 Jahre und die lange Standzeit des AKAI nicht ohne eine Revision durch einen Fachmann gehen würde, war mir eigentlich von vorne herein klar. Durch ein Forum bin ich dann sofort auf den richtigen Fachmann aufmerksam geworden. Zum Glück waren wir nur knapp 100 KM von einander entfernt und ich habe den AKAI selbst per Wagen dort hin gebracht. Ich werde berichten wie es gelaufen ist.